Main-Post 29.10.2021
Um zwei aktuelle Bauprojekte ging es bei der Verbandsausschusssitzung des Abwasserzweckverbands (AZV) Oberer Werntalgemeinden im großen Saal des "Fränkischen Hofs". Matthias Kirchner vom Oerlenbacher Bautechnikbüro Kirchner stellte zunächst die Pläne für das Neubaugebiet "Am Steigholz", nördlich von Euerbach, vor. "Der Weg zum Vorfluter ist weit", so fasste der Fachplaner das technische Grundproblem zusammen. Kirchner sah bei den Ortsabrundungen vieler Kommunen einen Trend zur Höhenlage. Auch das Gebiet Steigholz liegt hoch über dem Ort: landschaftlich reizvoll am Waldrand, aber mit entsprechenden Schwierigkeiten, Regen- und Abwässer abzuleiten.
Das aufwendigere Trennsystem sei nichtsdestotrotz vorgeschrieben, sagte der Experte. Für ein Mischsystem brauche es eine Ausnahmesituation, die man in diesem Fall nicht habe. Gerechnet wird mit 175 Litern zusätzlicher Belastung für das Ortsnetz in der Sekunde. Der bestehende Mischwasserkanal bis zur Hauptstraße wäre damit überlastet, stellte Kirchner fest. Auch der Sammler in in der Hauptstraße käme an seine Grenzen. Eine Anpassung würde mehr als eine halbe Million Euro kosten.
Das Wasserwirtschaftsamt hatte zudem den Schutz der Unterlieger vor einer Starkregen-Menge gefordert, wie sie statistisch alle 30 bis 40 Jahre vorkommt, gemessen an einem Jahrhundertereignis. Ein Ansatz war, das Regenrückhaltebecken im Baugebiet "überzudimensionieren", was dort einen Verlust von mindestens drei Baugrundstücken mit sich gebracht hätte. "Sanfte" Entlastungsmaßnahmen wie Zisternen, Dachbegrünung oder zusätzliche Versickerungsflächen gelten zwar als ökologisch sinnvoll. Sie würden aber wasserrechtlich bei der Planung noch nicht berücksichtigt, so Kirchner. Ebenso stelle sich die Frage nach der Haftung im Überflutungsfall.
Nun wird der Regenwasserkanal am Altfeldweg auf Kosten der Gemeinde vergrößert, und ein Rückhaltebecken wird nahe der Euer gebaut, in Erdbauweise Höhe Schäferswiese. Für die knapp 30 Baugrundstücke wird mit einem Abschluss der Tiefbauarbeiten Ende 2024 gerechnet. Für den AZV fallen vermutlich Kosten von 430 000 Euro an, für Becken wie Kanäle.
Man sei auch ein Umweltverband, stellte Verbandschef Willi Warmuth zur Trennsystem-Lösung fest. Auch Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert sah eine praktikable Variante für die Gemeinde. Man habe keine weiteren Mehrkosten, spare sich das überdimensionierte Großbecken und halte sich für die Zukunft die Möglichkeit zu weiteren Erschließung der Fläche am Steigholz offen.
Etwas einfacher sieht die Lage im ökologischen Baugebiet Weihergraben in Sömmersdorf aus, zumindest aus planerischer Sicht. Das Areal an der B303 Richtung Euerbach soll um elf Grundstücke erweitert werden mit konkretem Planungsverfahren ab nächstem Jahr. Das bestehende Regenrückhaltebecken und die sonstige Infrastruktur werden übernommen, das Niederschlagswasser in Gräben abgeleitet. Der AZV muss für das "grüne" Projekt "Weihergraben II" nur etwa 90 000 Euro beisteuern.