Main-Post 14.02.2022
Die ersten Bagger rollen zwar bereits im künftigen Baugebiet Hochstein-Süd östlich von Hammelburg , bislang ging es jedoch nur um Vorarbeiten: In der vergangenen Woche zogen Bagger sechs bis zu 100 Meter lange Gräben. Vier Meter breit wurde der Mutterboden zur Seite gebaggert. Gegen Ende der Woche wurden die Gräben allerdings wieder gefüllt - zur Verwunderung vieler Autofahrer und Spaziergänger. Das Landratsamt Bad Kissingen klärt auf Nachfrage auf, was es mit den Arbeiten auf sich hat: Es handelte sich um so genannte Schürfen, um Bodendenkmäler im Baugrund auszuschließen. Eine archäologischen Fachkraft des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege begleitete die Arbeiten. Parallel dazu laufen die Planungen vor allem für das künftige Gymnasium auf Hochtouren.
Bauantrag noch vor Bauleitplanung
Zwei Bereiche am Hochstein-Süd sind aktuell besonders im Fokus: Die Merkur-Privatbank gab in der vergangenen Woche bekannt, dass sie ihre Verwaltung von der Innenstadt ins Mischgebiet (siehe Grafik) unterhalb des E-Center-Geländes verlagern will. Möglichst bis Ende 2023 soll dort auf einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück ein dreigeschossiger Neubau entstehen. Die Privatbank kündigte an, in den kommenden Monaten bereits eine Baugenehmigung zu beantragen, obwohl die Bauleitplanung laut Stadt erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein wird. Auch die Erschließung des gesamten Geländes startet laut Planer Matthias Kirchner frühestens Mitte 2023.
Grundstückskauf bereits im Jahr 2019
Auch das Landratsamt Bad Kissingen geht in Vorleistung und setzt die Stadt damit unter Druck: Bereits im Jahr 2019 sicherte sich der Landkreis ein rund 18 Hektar großes Grundstück, um dort ein neues Gymnasium, eine neue Realschule und eine neue Förderschule samt Turnhallen und Mensa zu errichten. In einem Architekten-Wettbewerb wurden zum einen die städtebauliche Gestaltung des neuen Schulzentrums und zum anderen die Gestaltung des Gymnasiums sowie eines Gebäudes für Mensa und Turnhalle festgelegt. Für Real- und Förderschule gibt es bislang lediglich Baufenster und eine Grobplanung, sie sollen erst später gebaut werden. Zum aktuellen Sachstand verweist das Landratsamt darauf, dass im März die Leistungsphase 2 abgeschlossen werden soll, also die Vorplanung mit Kostenschätzung, erst danach werde festgelegt, wie es mit Entwurfs- und Genehmigungsplanung weitergeht, wann genau also der Bauantrag bei der Stadt Hammelburg eingeht. Erst dann stehe der weitere Zeitplan fest. Bei der Vorstellung der Bauleitplanung im Stadtrat hieß es jedoch, dass der Baustart für das Gymnasium im Jahr 2023 geplant ist und die neue Schule Ende 2025 den Betrieb aufnehmen soll. Dass 2023 die künftige Straße "Am Hochstein" noch nicht fertig sein dürfte, ist dem Landratsamt bekannt: "Die Zufahrt zum Baugrundstück ist über die Erschließungsstraße ,Am Sportplatz' und nachfolgenden Flurweg gesichert."
Weder Landratsamt, noch Stadt sagen aktuell etwas zu den Kosten, allerdings wurden für Gymnasium, Mensa und Turnhallen bereits Kosten von rund 60 Millionen Euro geschätzt, die Merkur-Privatbank investiert rund acht Millionen Euro, die Erschließung des Gebietes dürfte die Stadt ebenfalls mehrere Millionen Euro kosten.
Nachhaltig und klimagerecht
Bereits im Januar wurden im Gebiet Hochstein-Süd 60 bis 70 Meter tiefe Löcher für Erdsonden gebohrt, um die Möglichkeit zur Nutzung von Geothermie zu erkunden. Zum Ergebnis der Pump-Versuche macht das Landratsamt bislang keine Angaben: "Abschließende und belastbare Ergebnisse liegen noch nicht vor", heißt es aus Bad Kissingen. Zur Schüttung und zur Temperatur im Untergrund stehe das Landratsamt in "Grundsatzabstimmungen" mit dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen.
Grundlage des Architekten-Wettbewerbs sei eine nachhaltigkeitsorientierte und klimagerechte Planung. Der Kulturausschuss habe "richtungsweisende Planungsleitlinien" vorgegeben. In der Leistungsphase 2 werde konkret untersucht, wie und mit welchem Aufwand der Energiestandard BEG 40 realisiert werden kann, BEG steht hier für "Bundesförderung für effiziente Gebäude". "Eine Alternative zur Geothermie könnte Biomasse mit Redundanz-Gaskesselanlage (Gaskessel ausschließlich für Notfälle und zur Spitzenlastabdeckung) sein", teilt das Landratsamt mit. Bereits festgelegt sei unabhängig vom realisierbaren Heizungssystem, dass die Gebäude mit Fußbodenheizung ausgestattet werden. Auch zu den aktuellen Schürfen gebe es noch keine Ergebnisse: "Der Ergebnisbericht von Seiten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ist derzeit in Bearbeitung."
Festgelegt seien bereits die Planer für die wichtigsten Gewerke des Schulzentrums : Gebäude und Innenräume plant das Büro "Numrich Albrecht Klumpp" aus Berlin, die Freianlagen "ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten", ebenfalls aus Berlin. Die Planung der technischen Gebäudeausrüstung wurde ans Oerlenbacher Büro "Helfrich Ingenieure Projektierungsgesellschaft mbH" vergeben, die Tragwerksplanung an "Tragraum Ingenieure PartmbH" aus Bad Kissingen, die Bauphysik an " Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH & Co. KG" aus Nürnberg sowie der Bereich Geotechnik und Baugrund an "Intergeo Ingenieurgesellschaft mbH" aus Mellrichstadt. Das Brandschutzgutachten prüft das Büro "Rassek & Partner" aus Wuppertal.
Die Vorplanung für das neue Schulzentrum soll in der Kulturausschusssitzung am 8. März vorgestellt werden.