Main-Post 16.02.2022
Das Kanalsystem und die Kläranlage standen zunächst im Mittelpunkt der Gemeinderatssitzung in Sulzfeld. Dipl. Ing. Hans-Ulrich Hoßfeld stellte den Stand der Dinge bezüglich einer Neubeantragung der wasserrechtlichen Genehmigung für Kläranlage, Mischwasserbehandlung und Regenrückhaltebecken vor.
Die Genehmigung für die Kläranlage wird jeweils für 20 Jahre erteilt, in der Gemeinde Sulzfeld läuft sie Ende 2022 aus. Ein Ortstermin mit Bürgermeister Jürgen Heusinger habe bereits stattgefunden, berichtete Hoßfeld. Bis auf das Neubaugebiet "Am Krummig" besteht eine Mischkanalisation, das heißt, Regenwasser und Schmutzwasser fließen in die selben Kanäle. Bei starkem Niederschlag läuft das Wasser in ein Überlaufbecken und wird von dort nach und nach abgepumpt, die Schmutzfracht setzt sich unten ab.
Einfluss auf das Grundwasser
Der Neuantrag unterliege den europäischen Normen zur Einleitung in Fließgewässer, schließlich landet das behandelte Wasser letztendlich im Vorfluter und beeinflusst das Grundwasser. Die Gemeinde kämpft mit 80 Prozent Fremdwasser und leistet dafür entsprechende Abgaben. Die Folge ist eine verdünnte Wassermenge, die Pumpen belasten und Bakterien behindern, die eine Nährstoffdichte bevorzugen. Ziel müssten 45 bis 50 Prozent Fremdwasser sein, mehr ist laut Hoßfeld kaum zu erreichen. Man könne den Leuten die Drainagen nicht abdrehen, meinte er, diese seien zum großen Teil für eindringendes Fremdwasser verantwortlich.
Berechnet werden anfallendes Volumen und die biologische Zusammensetzung, geprüft wird, ob Entlastungsbauwerke oder Nachrüstungen notwendig sind. Das Büro Hoßfeld & Fischer würde diese Aufgaben erledigen und einen Antrag vorbereiten. Kosten: insgesamt über 45 000 Euro brutto (Mischwasserbehandlung 31 924 Euro, Regenrückhaltebecken 13 307 Euro). Der Gemeinderat beschloss, das Büro mit der Ausführung zu beauftragen.
Kanalkataster erstellt
Der zweite Vortrag hing mit der Abwassersituation unmittelbar zusammen: Für alle Ortsteile wurden Kanalkataster erstellt, für Leinach ist der Vorgang schon abgeschlossen. Matthias Kirchner vom gleichnamigen Büro stellte die Kanalsituation im Gemeindeteil Kleinbardorf vor. Undichte Kanäle verunreinigen den Boden und lassen Fremdwasser eindringen, machte er klar. In dem 4439 Meter langen Kanalsystem in Kleinbardorf mit 253 Anschlüssen wurden die Schäden und der bautechnische Zustand durch Kamerabefahrung ermittelt.
Ablagerungen, Korrosion, Rissbildungen, hineinwachsende Wurzeln, Löcher, Scherbenbildung, Rohrbrüche und Stutzen von Hausanschlüssen, die in den Kanal hineinragen – alles wurde vorgefunden, aber es gibt bestimmt Prioritäten dort, wo sich die Starkschäden häufen. Trotzdem nannte Kirchner den Gesamtzustand akzeptabel. Es gebe wenig Starkschäden, aber viele im mittleren Bereich, erklärte er.
Sinnvolle Reparaturen und Sanierungen
Reicht die Leistungsfähigkeit des Kanals aus? Das wird berechnet und in Bezug zu den erwarteten Niederschlägen gesetzt. Kirchner machte Vorschläge für sinnvolle Reparaturen, Renovierungen (zum Beispiel durch Inliner) und Erneuerungen. Zuerst sollte der Bereich mit Starkschäden angegangen werden, schlug er vor. Alle gezeigten Maßnahmen in Kleinbardorf insgesamt würden rund 740 000 Euro kosten, wobei es eine Fördermöglichkeit gibt, die ungefähr 50 Prozent entspräche.
Wie soll das Ganze finanziert werden? Bisherige Investitionen ins Abwassersystem wurden nach Absprache in den Bürgerversammlungen über höhere Gebühren finanziert. Ob diesmal eine Einmalzahlung in Frage kommt, muss noch geklärt werden. Zunächst wurde die Verwaltung mit der Erkundung der Zuschusssituation beauftragt. Das Büro Kirchner wird demnächst die Kanalsituation in Sulzfeld darlegen.